Über Berlin–Leipzig
Berlin–Leipzig: Der Klassiker vom Spreeathen zur Messestadt
Ende des 19. Jahrhunderts entsteht der Radsport in unser Region: Mit Rund um Berlin findet 1896 das erste Radrennen Deutschlands statt. 8 Jahre später trägt der Sächsische Radfahrer-Bund eine Langstrecken-Kontrollfahrt rund um Leipzig aus. Das Rad wird zum Massenverkehrsmittel und die langen Rennen über Kopfsteinpflaster und Sommerwege zum Beweis der technischen Überlegenheit über das Pferd. 1920 wird auf Initiative von Willy Frenzel ein neues Rennen ins Leben gerufen, das Berlin und die sächsische Messestadt verbinden soll: Das Männerradrennen Berlin-Leipzig entsteht. Das Rennen wird schnell ein Klassiker im Frühjahr und durch seinen Termin Anfang April auch Osterfahrt genannt. In der NS-Zeit wird es wie der ganze Sport zur Verbreitung der nazistischen Propaganda missbraucht. Nach Kriegsende wird es erst 1949 wieder ausgetragen, 1953 gewinnt erstmals die Radsportlegende Thäve Schur. Die Strecke variiert in der DDR-Zeit zwischen 159 und 190 km und wird als Qualifikationsrennen zur Friedensfahrt genutzt. Mit dem Ende der DDR wird auch das Rennen wie viele andere Klassiker eingestellt, 1992 findet es, vorerst, zum letzten mal statt.
32 Jahre später holen wir Berlin-Leipzig wieder zurück – wenn auch in ganz anderer Form. Zurück auf dem Untergrund der Vergangenheit aber mit feministischem und antifaschistischem Anspruch.
Berlin–Leipzig: die Neuauflage
Was vor über 100 Jahren als ungestümes Radrennen zwischen zwei Metropolen begann, beleben wir seit 2024 mit neuem Spirit wieder. Wie damals wird nicht über edlen Asphalt gerollt. Vielmehr wartet diverser Untergrund auf euch: es geht über Stock und Stein, Sand und Schotter, Kopfsteinpflaster folgen auf Panzerplatten, windige Trails münden in feinsten Gravelpisten. Wir versprechen abwechslungsreiche Landschaften und Routen, die es in sich haben. Wir lassen euch schwitzen, fluchen und gemeinsam triumphieren. Es ist ein Fest der Radkultur und der individuellen Herausforderung als kollektives Erlebnis. An den Kontrollpunkten könnt ihr eure Stempelkarten füllen und euch für die Weiterfahrt stärken. Ob rasant oder eher ruhig-entspannt, solo oder im Team: wie ihr die Langdistanz zurücklegen wollt, ist allein euch überlassen. Wichtig ist nur, dass ihr dies auf Rädern und eigener Kraft absolviert und einige wenige, aber wichtige Regeln des Miteinanders beachtet. Ein herzlicher und respektvoller Umgang ist uns sehr wichtig. Diskriminierendes Verhalten wie Sexismus, Homophobie oder Rassismus werden nicht akzeptiert. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass es zu einem großartigen und unvergesslichen Event für uns alle wird. Einer ungleichen und ausgrenzenden Gesellschaft, die auch den Radsport prägt, möchten wir in diesem Rahmen entgegenwirken. Radrennen sind nur allzu oft männlich geprägt. Dies soll mit Berlin-Leipzig deutlich anders und diverser sein. Wir möchten insbesondere FLINTA* zur Teilnahme an dieser sportlichen Herausforderung ermutigen. Dazu, wie wir eine Veranstaltung schaffen, in der sich alle wohl und sicher fühlen, haben wir uns viele Gedanken gemacht und sind immer noch im Prozess (siehe dazu Awarenesskonzept).
Das Event soll eine Einladung sein, sich den Herausforderungen der Langstrecke zusammen mit uns zu stellen und im Ziel gemeinsam das Geschaffte zu feiern.
Avanti & ride on
Die Orga Crew